Herr Menger, wenn man bei Ihnen auf den Hof kommt, muss man an den Hühnern vorbei. Ist das Absicht?
Der Hühnerstall war das Erste, das wir hier gebaut haben – und die Kinder besuchen immer wieder gerne die Tiere und kümmern sich um sie. Es soll sogar der Seele gut tun, Hühnern zuzugucken. Ich überlege gerade, ob ich hier eine Bank hinstelle.
Florian Menger leitet den Projekthof „greenKIDS Neuengamme“
Was gibt es hier sonst zu entdecken?
Wir haben hier eine Scheune, in der die Kinder mit Holz werkeln können. Dann gibt es Gemeinschaftsbeete, an denen alle Gruppen arbeiten. Da vorne sind die Obstbäume, im Treibhaus wachsen zum Beispiel Tomaten, Paprika und Gurken. Alles, was es hier an Pflanzen gibt – jede Weide und jeder Strauch –, das ist alles von Schülern angebaut. Manchmal kommt eine Imkerin vorbei und erzählt von ihren Bienen. Und hier sind unsere Ziegen, die hat uns der Tierpark Hagenbeck geschenkt. Wir haben Kinder, die bei denen ihre ganze Zeit verbringen. Die misten dann den Stall aus – oder sie setzen sich einfach nur zu ihnen auf den Boden. Kinder mit Problemen haben häufig einen Hang dazu, sich bei den Tieren länger aufzuhalten.
Die Kinder sind hier sehr nah dran an der Natur. Was lernen sie dabei?
Mehrere Dinge. Zum Beispiel: Wenn man Kinder Kartoffeln ernten lässt, das ist ein Spektakel. Die machen das stundenlang und können gar nicht glauben, dass die Kartoffel, die sie im Frühjahr reingesetzt haben, so groß gewuchert ist und nun 20 Kartoffeln dran hängen. Die ernten sie und verarbeiten sie in der Kita. Das ist zum einen Naturerleben – und zum anderen ganz konkretes Wissen: Wann gibt es hierzulande Erdbeeren im Jahr und wann nicht? Wann werden Äpfel geerntet? Was machen Regenwürmer mit dem Boden? Aber die Kinder dürfen hier auch rumtoben. Wenn die Sonnenblumen blühen, dann haben wir hier einen richtigen Irrgarten.
Klingt wie ein kleines Paradies.
Es ist ein Raum, in dem viele Kinder so direkt mit Natur in Kontakt kommen wie sonst nie. Aber wir sind eine Insel. Um uns herum auf den Feldern gibt es nur konventionelle Landwirtschaft. Das erzähle ich auch den Kindern: Schaut her, die Landwirte haben alles klein gemacht. Es gibt keine Rückzugsroute für Tiere, nichts. Ich werfe das niemandem vor, aber es ist wichtig, den Unterschied zu erkennen.
Was macht das mit den Kindern?
Mir ist es wichtig, dass sie zu selbstsicheren und vernünftigen Menschen werden. Weil sie sich auf der Welt zurechtfinden. Weil sie wissen, wie man sich im Sturm, im Regen, im Matsch bewegen muss. Und weil sie wissen, wie etwas funktioniert und wo etwas herkommt. Wenn sie durch den Supermarkt gehen, wissen sie: Das erzeugt man so, das so. Und wenn du da als Sechsjähriger schon Ahnung von hast, dann bist du schon einen Schritt weiter als viele Erwachsene – und wirst möglicherweise ein Erwachsener, der bewusster lebt.
Wie gehen Sie mit Konflikten um?
Es gibt natürlich Rabauken, die pfeffern erst mal ein paar Steine auf die Hühner. Die mache ich dann zu Hühnerexperten. Die schauen mich erst mit großen Augen an – und dann fangen sie an, sich zu kümmern. Gehen immer als Erstes zu den Hühnern, wenn sie ankommen. Geben den Tieren Wasser. Sagen den anderen, dass sie keine Gummibärchen füttern sollen. Und nach ein paar Monaten frage ich sie dann, wie wir die Hühner behandeln sollen. Dann bekommen sie einen roten Kopf und sagen: „… wie wir behandelt werden wollen.“
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