Darion wirbelt durch das Wohnzimmer, dann landet der Eineinhalbjährige in den Armen seiner Mama. Farnoush und Papa Sascha lachen und sind stolz auf ihr Sausekind. Auch Meike Kollmeyer freut sich. Sie ist Entwicklungspsychologische Beraterin, und irgendwie gehört sie zur Familie. „Als ich Meike gesehen habe, habe ich mich sofort in sie verliebt“, sagt Farnoush, „sie hat uns so viel geholfen. Ich konnte ihr alles erzählen, was mich bedrückt.“ Meike Kollmeyer kommt von der Babyambulanz „Von Anfang an“, die junge Eltern in den Jahren nach der Geburt unterstützt. In dieser Zeit ist alles neu, da sind die Ängste so groß wie die Erschöpfung. Doch gerade dann werden die Weichen dafür gestellt, ob wir den Menschen und der Welt vertrauen. Die ersten Lebensjahre sind wichtig für die Entwicklung der Kinder, für ihre Chancen im Leben. Viele Eltern sind jedoch überfordert, gerade wenn ihr Alltag sowieso nicht leicht ist, wenn die Wohnung zu klein wird, der Job gefährdet ist oder der Kontostand nicht mithält mit den Preisen. Der Druck auf die Mütter und Väter steigt.
Wenn wir diese jungen Eltern unterstützen, gewinnen am Ende wir alle, die ganze Stadt.
Dagmar Brandi, Gründerin der Babyambulanz „Von Anfang an“
„Die Kinder spüren kleinste Anspannungen“, sagt Meike Kollmeyer. Wenn es Probleme gibt oder Stress zwischen den Eltern. Die wollen ihr Kind das nicht spüren lassen – „aber die haben so feine Antennen. Umso wichtiger für eine gesunde Entwicklung ist eine gute Eltern- Kind-Bindung von Anfang an.“ Damit aus kleinen Problemen keine großen werden.
Darion ist schon wieder ganz woanders. Wo sind die Spielsachen? Die Welt ist aufregend und will erforscht werden. Die 29-jährige Mutter erinnert sich an die Monate ohne Meike Kollmeyer. „Da war ich richtig besorgt: Warum macht er alles schneller als andere Kinder? Ich brauchte Hilfe. Es ist doch unser erstes Baby.“ „Es ist gut, wenn dann jemand da ist, der die Probleme ernst nimmt“, sagt die Beraterin. „Jemand, der Rat geben kann bei Fragen zum Schlafen, zum Essen, zu Trotz oder zur Entwicklung an sich.“ „Ich weiß noch, wie Meike zu mir sagte, ‚Darion ist ein ganz normales Kind, du musst dir keine Sorgen machen‘“, sagt Farnoush. „Das hat mich sehr erleichtert.“ Seit zehn Jahren bereits wird die Babyambulanz „Von Anfang an“ von der BürgerStiftung Hamburg unterstützt. Mehr als 1.000 Familien konnte das Team in dieser Zeit kostenlos beraten, rund 160 in diesem Jahr. Viele dieser Familien sind alleinerziehend, zugewandert oder haben hohe psychosoziale Belastungen. Sie kommen zum Hauptsitz der Babyambulanz in Winterhude oder zu den anderen zwölf Standorten, an denen „Von Anfang an“ aktiv ist. Oder die Beraterinnen besuchen die Familien zu Hause, so wie Meike Kollmeyer zu Farnoush, Sascha und Darion nach Allermöhe kommt. Im Notfall ist die Beraterin auch per Handy erreichbar.
Bei der Beratung arbeitet „Von Anfang an“ mit einer speziellen Methode, der Entwicklungspsychologischen Beratung. Da spielen Videos eine große Rolle. „Wir filmen Eltern mit dem Kind zum Beispiel beim Wickeln oder beim Essen oder beim Spielen“, sagt Meike Kollmeyer, „dann picken wir Sequenzen raus, die etwas aussagen über das Kind oder die Eltern. Was gelingt gut? Was ist gerade schwierig?“ Durch die Außensicht lernen sich die Eltern besser kennen und sie können die Signale besser verstehen, die ihr Kind ihnen sendet. „Wir sind oft ein Übersetzungsbüro für die Kinder“, sagt die Beraterin, „dabei gehen wir immer von der Perspektive des Kindes aus: Wovon braucht es mehr, wovon weniger?“ Damit das Verständnis wächst und die Unsicherheit weicht. „Jede Mutter versucht doch die beste Version ihrer selbst zu sein“, sagt Farnoush später, als Meike und sie noch mit dem Kinderwagen spazieren gehen. „Das klappt natürlich nicht immer. Manchmal bin ich zu ungeduldig. Aber ich will mein Bestes geben.“ Für Darion, für dessen Zukunft, von Anfang an.
200 €
Euro ermöglichen eine Beratung für Eltern, damit sie Problemen wie dauerndem Weinen oder schlechtem Schlaf mit mehr Verständnis begegnen können
Armut, Trennung, Einsamkeit: 979 Eltern in schwierigen Lebenslagen haben wir im vergangenen Jahr geholfen, damit sie besser für ihre Kinder sorgen können. Denn Babys und Kleinkinder brauchen Geborgenheit. Was wir noch tun, lesen Sie hier: