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20.06.2023

Wo waren wir stehen geblieben?

Nach schwierigen Coronamonaten gehen bei der LeseZeit endlich die Geschichten weiter.

Die Geschichte hat noch gar nicht angefangen, als Samuel auf seinen Hocker plumpst und seufzt. „Ich kann nicht gucken“, sagt er, steht auf, setzt sich wieder und wiederholt: „Ich. Kann. Nicht. Gucken!“ Aber darum geht es nicht. Samuel kann gucken. Er stemmt sich gegen das, was jetzt kommt. Stillsitzen und zuhören.

17,7%

der Hamburger Viertklässler:innen erreichen nicht den Mindeststandard im Lesen. Vor Corona waren es 3,5 % weniger.

Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, Herbst 2022

Jeden Mittwoch gehen Karin Rogers und Maike Manurung in eine Vorschulklasse an der Schule Krohnstieg in Langenhorn, um dort vorzulesen. Jetzt sitzen alle im Kreis um ein Bilderbuch in der Schulbibliothek. Samuels Augen springen im Zimmer umher. „Schau mal, was ist das?“, fragt Maike Manurung. „Ein Pinguin“, antwortet er. „Ja, das ist ein Vogel, aber für mich sieht das eher wie ein Adler aus“, sagt Maike – doch Samuel hört schon nicht mehr zu. „Ich mag das Vorlesen!“, sagt Yalina auf die Frage, was ihr an der LeseZeit gefällt. „Besser als zu Hause, zu Hause ist langweilig“, sagt Ramon. Was sie zu Hause am liebsten spielen? „Playstation!“, rufen Ramon und Mo. „Für einige ist es eine Herausforderung, länger als eine Minute zuzuhören, wenn die Geschichte nicht auf einem Monitor stattfindet“, sagt Maike Manurung. „Wir haben das Gefühl, dass sie es schon wollen. Sie wissen nur noch nicht so ganz, wie.“

Was hier passiert, findet jede Woche 65-mal in Hamburg statt. 80 Ehrenamtliche gehen in Kitas und Vorschulen. Sie bringen Bücher mit und, noch wichtiger, viel Geduld und Wohlwollen. Sie machen das, weil Bilder im Kopf nur entstehen, wenn man es übt und zulässt. Bilder im Kopf helfen beim Denken, bei der Abstraktion. Kinder, die oft Geschichten lauschen, lernen leichter lesen und haben später bessere Noten. Aber: Vorlesen braucht Zeit, Ruhe und vielleicht sogar so etwas wie Muße. In Kitas und Vorschulen fehlt das oft. Weil es zu wenig Fachkräfte gibt und die wären nötig, um die ungleichen Startchancen der Kinder auszugleichen. Eltern mit wenig Bildung lesen ihren Kindern zu Hause seltener vor. Deutschlandweit wird in jeder dritten Familie wenig gelesen. Ein Grund dafür sind erschöpfte Eltern, hat eine Studie festgestellt. Viele Eltern gehen auch davon aus, dass ihren Kindern in der Kita schon genug vorgelesen wird.

Karin Rogers setzt sich hinter Samuel. Sie legt ihre Hände flach auf seinen Rücken und lässt sie dort liegen, minutenlang. Samuel entspannt sich. Seine Augen richten sich auf das Buch und bleiben dort. Maike Manurung bittet: „Sag mal, was ist das?“ „Ein Specht“, antwortet er. „Ja, stimmt“, sagt Maike und Samuel lächelt stolz. „Zuverlässigkeit ist uns wichtig. Wir lesen für alle Kinder weiter“, sagt Karin Rogers – „selbst wenn es mit manchen schwieriger ist. Gerade die brauchen es schließlich am meisten.“

Die Geschichte ist nun zu Ende. Samuel springt auf. Im Regal hat er was entdeckt, dass er sich näher angucken muss. „Ninjago-Bücher!“, ruft er. „Die kannst du von der Schule ausleihen“, erklärt Maike Manurung. Samuel guckt skeptisch. „Kannst du mit meiner Lehrerin reden? Ich will mir die Bücher ausleihen.“ Und dann wiederholt er: „Ich. Will. Mir. Die. Bücher. Aus-leih-en.“

Mitmachen! Die LeseZeit braucht Verstärkung.

Wir suchen Teamberater:innen. Als Ehrenamtliche koordinieren Sie in Ihrem Stadtteil die Arbeit der Vorleseteams, organisieren Austauschtreffen, beraten bei der Buchauswahl oder dem Umgang mit Kindern.
Sie haben Interesse? Dann schreiben Sie an:
Cornelia von der Heydt
cornelia.heydt@buergerstiftung-hamburg.de

Zur Lesezeit…

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