Viele Kinder entwickeln bereits in der Grundschule Lerndefizite, die sich über die Ferien noch vertiefen. Die Hamburger Sommerschule ermöglicht Kindern, die einen erhöhten Deutsch-Förderbedarf haben und aus Familien stammen, die sich keine Reise leisten können, ein- oder zweiwöchige Aufenthalte an der Ostsee oder auf dem Reiterhof. Die Kinder im Alter von 7 bis 9 Jahren nehmen täglich an spielerisch gestalteten Deutschstunden teil.
Das Lernprogramm ist verknüpft mit dem Erleben in der Natur und einem Bewegungsprogramm, im Sommer beispielsweise in der Zirkusschule. Damit wird nicht nur die „Sommerlücke“ verkleinert. Die Kinder erfahren auch, wie sie Freiräume ohne Mediennutzung gestalten können, erleben sich in einem neuen Kontext mit neuen Freunden.
Mitgliedschaften in Sportkursen und -vereinen sind für viele Kinder, die in Unterkünften für Geflüchtete leben, nicht selbstverständlich. In der Familienunterkunft in Billstieg sind etwa die Hälfte der Bewohner:innen Kinder und Jugendliche. Da es wenig Bewegungsangebote für sie in der Unterkunft oder in der Umgebung gibt, findet die „Skateschool für Kids“ direkt am Billstieg statt. Bis zu 30 Kinder im Alter von 8 bis zu 14 Jahren erlernen unter Anleitung das Skateboardfahren sowie einfache Tricks. Bei diesem Projekt geht es darum, den eigenen Körper kennenzulernen, Grenzen auszuloten und Fähigkeiten zu verbessern bzw. auszuweiten. Die Skateboards werden gestellt, die Teilnahme ist ohne Voranmeldung möglich.
Die Eltern sind willkommen beim Training zuzuschauen. Bei gutem Wetter unternimmt die Gruppe regelmäßige Ausflüge zu Skaterparks und -hallen. Ganz nebenbei lernen alle die Stadt auch besser kennen.
Als Wohnschiffprojekt entwickeln wir unsere Angebote mit den geflüchteten Kindern und Jugendlichen gemeinsam. So entstand auch das Skate-Projekt im Austausch mit den Kindern in einem früheren Kurs.
Fabian Waibel
Jugendliche, die ihre Stärken nicht kennen und nicht an sich glauben, haben oft Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule in den Beruf. Das „Sisters Network“ wurde gegründet, um junge Frauen zwischen 16 und 21 Jahren bei der Jobsuche zu unterstützen. Besonders junge geflüchtete Mädchen und Frauen nutzen das Projekt, um sich ein eigenes Netzwerk aufzubauen. In regelmäßigen Gruppentreffen finden sie im Austausch mit anderen heraus, welche Interessen, Stärken und Begabungen sie haben. Gemeinsam besuchen die „Sisters“ Frauen an ihrem Arbeitsplatz, die über ihre
Berufe und den Weg dorthin berichten. Hinzu kommen noch gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Theaterbesuche und Ausflüge: Highlight ist eine gemeinsame Reise einmal im Jahr, die den jungen Frauen wertvolle Impulse für ihr Leben vermittelt.
„Es ist sehr hart, hier allein zu sein. Keiner kann Familie ersetzen. Aber langsam fühle ich mich wie zu Hause. Wir lernen hier viel voneinander, denn jede hat eine sehr spezielle Stärke. In der Gruppe habe ich gelernt, dass man nie aufgibt.“
Nesrin, 21 Jahre aus Somalia 29
Viele Kinder im Großstadtbereich haben nur wenige Erfahrungen mit der Natur und teilweise sogar „Berührungsängste“ – die Natur ist ihnen fremd. Mit dem Projekt „Naturzeit“ der Stiftung WAS TUN! können Kinder der Schulen Barlsheide am Osdorfer Born und Mendelssohnstraße in Bahrenfeld ihr Klassenzimmer nach draußen verlegen. Zusammen mit einer externen Umweltpädagogin unternehmen die Schüler:innen an 14 Terminen Ausflüge. Sie erkunden die Natur in der unmittelbaren Umgebung ihrer Schulen und entdecken diese auf dem Schulhof. Was fliegt, läuft und kriecht da so alles um die Ecke?
Die Stadtnatur wird so zum Naturerlebnisraum: Die Kinder entdecken, erforschen, lernen und gestalten und entwickeln so ein Bewusstsein für die Schutzbedürftigkeit der Natur. Alle Klassen unternehmen vor den Sommerferien außerdem noch einen Ausflug in eine Naturerlebniseinrichtung.
Die Erfahrung zeigt, dass regelmäßige Ausflüge in die Natur mit der Erforschung und Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt bei den Kindern auf großes Interesse stoßen. Neugier, Aufmerksamkeit und Konzentrationsbereitschaft werden geweckt und Berührungsängste abgebaut.
Christine Zarske, Naturpädagogin
Selbst einmal auf der Bühne stehen, Musik machen zusammen mit anderen, Gemeinschaft erfahren und dabei Spaß haben – die Rock Kids St. Pauli bieten Musik- und Kulturprojekte für Kinder und Jugendliche aus den unterschiedlichsten sozialen und kulturellen Verhältnissen an. Das Besondere dabei ist der musikpädagogische Ansatz, der sich deutlich vom klassischen Musikunterricht unterscheidet. Bei den Rock Kids geht es um Inklusion und ein respektvolles Miteinander, daher werden keine Vorkenntnisse vorausgesetzt und die Projekte bewusst niederschwellig gestaltet – im Mittelpunkt steht der gemeinsame Spaß an der Musik. Alle Kinder und Jugendliche sind dabei ausdrücklich willkommen, gerade auch die, die es aus verschiedensten Gründen in ihrem Alltag nicht immer leicht haben.
„Wir wollen Kindern und Jugendlichen aus den unterschiedlichsten sozialen und kulturellen Verhältnissen Selbstvertrauen durch das Medium Rockmusik verschaffen. Erfolgserlebnisse und das Erlangen sozialer Kompetenzen beim Rocken in der Bandgemeinschaft sind uns dabei wichtiger als die Vermittlung abfragbaren musikalischen Wissens.“
Peter Achner, Gründer von Rock Kids e.V.
Das Projekt der Loki Schmidt Stiftung ermöglicht es sieben Vorschulgruppen die Natur im Jahresverlauf rund um das Boberger Dünenhaus sowie auf ihrem Kita-Gelände zu entdecken. Pädagogische Mitarbeiter:innen begleiten die Kinder durch die Jahreszeiten. Einige Termine finden direkt in der Kita statt, sodass die Kinder selbst etwas für die Natur auf ihrem Kita-Gelände tun können. Sie können einen eigenen, kleinen Naturbereich einrichten, für den sie eine Beobachtungsstation bauen bspw. ein Insektenhotel. Oder sie gestalten das Kita-Gelände naturnah und attraktiv für Tiere wie z. B. Bienen.
Dadurch haben die Kinder dauerhaft die Möglichkeit der Natur auch in ihrer Kita nah zu sein und sie zu beobachten. Zum Abschluss des Jahres werden die Kinder im Beisein der Eltern und Geschwistern bei einem Fest als NaturForscher ausgezeichnet. Das Projekt richtet sich gezielt an Hamburger Kitas aus Quartieren mit Entwicklungsbedarf.
Gerade Vorschulkinder sind sehr interessiert daran, die Natur ihrer Umgebung zu erforschen und schon reif genug, um Vieles zu begreifen.
Karen Elvers, Leitung Boberger Dünenhaus
Zusammen Musik zu machen, ist etwas Wunderbares, das in allen Kulturen der Welt verankert ist. Durch das frühzeitige Heranführen ans gemeinsame Musizieren werden soziale Kompetenzen gefördert, Vorurteile abgebaut, interkulturelle Freundschaften initiiert und das gegenseitige Verständnis gestärkt. Bei Musica Altona führen Musikpädagog:innen Kinder und Jugendliche an die Welt der Musik heran. Die musikalische Vielfalt ist dabei beispielhaft, denn über alle Musikstile hinweg wird „crossover“ musiziert, – vom Schlagzeug, afrikanischen Trommeln über Klavier, Keyboard und Gitarre bis zur klassischen Geige. Zudem gibt es ein Bandprojekt und den „Rollenden Musikkoffer“ in Kitas.
Das Angebot ist niedrigschwellig angelegt, die Kursgebühren sind gering. Das macht es auch für junge Menschen, die neu sind in der Stadt, leicht, den Zugang zu ihrem Stadtteil und zu anderen Jugendlichen zu finden. Darüber hinaus stärken gemeinsame Auftritte den Zusammenhalt und das Selbstbewusstsein der jungen Musiker:innen. Musica Altona wurde 2002 mit Unterstützung der BürgerStiftung gegründet.
Blankenburg’sche Hamburg-Stiftung
Nordmann Stiftung
Sicherheit, Verlässlichkeit, Selbstvertrauen, Verantwortung übernehmen – Dinge, die nicht alle Kinder gleichermaßen Zuhause erfahren und erlernen. Hier setzt „Lukulule” an und hilft dabei, Wege zu finden, um den eigenen Ängsten und Sorgen, der Freude und der Liebe Ausdruck zu verleihen. Das Angebot reicht von Hip-Hop-Tanz, Breakdance, Voguing und Commercial Dance über Stimmbildung, Chor, Bandcoaching, gemeinsame Feriencamps bis hin zu regelmäßigen Theaterproduktionen, welche vor großem Publikum aufgeführt werden. Das Projekt richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus allen sozialen Schichten und Stadtteilen Hamburgs. Die Kleinsten beginnen mit Trommeln und Theaterspielen, die Älteren setzen zunehmend eigenständig ihre Alltagserfahrungen in Texte, Musik, Bilder und Choreografie um. Dadurch lernen sie, sich in die Gruppe einzubringen, Verantwortung zu übernehmen, sich Ziele zu setzen und diese beharrlich zu verfolgen. Das gibt Kraft und Selbstbewusstsein und hilft dabei, Einsamkeit und Ausgrenzung zu überwinden. Lukulule arbeitet inklusiv, integrativ und interkulturell und versteht sich als Labor einer toleranten Gesellschaft von morgen.
Soziale Belastungen sind schlechte Voraussetzungen um persönliche und soziale Kompetenzen aufzubauen. Der Osdorfer Born ist eine Großwohnsiedlung, hier leben viele Menschen auf engem Raum. Dies bedingt Benachteiligungen, die auch im Leben der Kinder fest verankert sind. Der Circus Abrax Kadabrax unter der Trägerschaft des Diakonischen Werks Süd/Westholstein hat im Osdorfer Born einen festen Standort. Seine Zirkusschule bringt die Kinder des Viertels im Alter zwischen 6 und 12 Jahren zusammen. In wöchentlichen Trainings können sie Einradfahren, Luftartistik, Jonglage, Balance sowie Akrobatik und Clown erlernen.
Das Angebot bietet vielfältige Möglichkeit soziale, personelle und motorische Fähigkeiten zu fördern. Jährlich wird mit den Kindern gemeinsam ein Zirkustheaterstück erarbeitet. Die Kinder wie auch ihre Verwandten werden in vielen Bereichen eingebunden, beispielsweise in der Kostüm- und Bühnenbilderstellung und der Nummerngestaltung. Alle können wertvolle Erfahrungen sammeln, voneinander lernen – und am Ende den Applaus genießen!
Ich finde, alle Kinder auf der Welt sollten Zirkus machen dürfen.
Julia, 10 Jahre
Das Internet ist nicht nur zum Klicken, Zeit vertreiben und gamen da. Man kann sich auch schlau machen und es nutzen, um mit anderen zu kommunizieren. Auch Kinder können das! Dazu müssen sie sich aber erst einmal informieren und verstehen, wie das alles funktioniert. Das Projekt „Klickerkids“ ermöglicht ihnen im Rahmen des Hamburger Ferienpasses sechs Tage lang die notwenigen Medienkenntnisse zu erwerben. Klickerkids stellt ihnen auch eine eigene Website zur Verfügung, die sie mit anderen gemeinsam gestalten und mit Inhalten füllen können.
Unter medienpädagogischer Anleitung recherchieren sie, verfassen Texte, machen Bilder und führen Interviews. Auch die Gestaltung und Programmierung liegt in ihren Händen. Und zum Schluss geht das Thema online auf der Website klickerkids.de – für alle sichtbar.
Meere und Ozeane sind bedroht durch Müll, Erwärmung und Öl. Aber die Meere sind wichtig für uns alle. Deswegen müssen wir sie schützen.
Das Klickerkids Redaktionsteam (papa06 + smiley + erdbeerdrache) zum Thema Meeresschutz