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Landungsbrücken

Viele private Helfer:innen wollten diesmal nur Ukrainer:innen unterstützen. Es war klar, dass das schnell Probleme mit sich bringen würde.

Anne Thaker | Herzliches Lokstedt

Die Zuspitzungen an den Grenzübergängen haben gezeigt, dass Schwarze Menschen nicht als Ukrainer:innen oder als schutzbedürftig verstanden wurden. Das sind eindeutige Hierarchisierungen, die auf rassistischen Zuschreibungen und Abwertungen gründen.

Sanga Lenz | Initiative „Haltung zeigen – Vielfalt stärken“

Wenn es einen klaren Fall von Diskriminierung gibt, muss diese auch benannt werden. Gerade, wenn es sich um Personen in Machtpositionen handelt, die sie ausüben. Einzelpersonen müssen zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie diskriminieren.

Sanga Lenz | Initiative „Haltung zeigen – Vielfalt stärken“

Diskriminierung in unserer Gesellschaft

Wenn Geflüchtete Diskriminierung in Deutschland erfahren, hat das auch Auswirkungen auf Patenschaftsprojekte. Zum einen müssen diese organisatorisch eine einseitige, zurzeit vornehmlich auf Ukrainer:innen gerichtete Hilfsbereitschaft innerhalb ihrer Projekte auffangen. Andererseits müssen sie in vielen Fällen Vorurteile und rassistische Aggressionen gegenüber ihren als nicht-weiß gelesenen Mentees abfedern und begleiten. Beides sind große Herausforderungen, auf die es keine einfachen Antworten gibt und die auch emotional sehr fordernd sein können.

Zu den Inhalten

↓ Rassismus und Vorurteile

↓ Negative Auswirkungen

↓ Rassitische Beleidigung

↓ Einseitige Hilfsbereitschaft

↓ Eigene Haltung überprüfen

Rassismus und Vorurteile

Gerade Schutzsuchende, die als nicht-weiß gelesen werden, sind häufig mit Vorurteilen konfrontiert und werden diskriminiert. Besonders schwerwiegend zeigt sich dies bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche. Gesellschaftliche Diskriminierung stellt auch Mentor:innen und Patenschaftskoordinator:innen vor Herausforderungen. Dadurch kann eine wirksame Unterstützung z.B. bei einer Wohnungsbesichtigung oder einer Bewerbungssituation schwierig sein, weil Mentor:innen nur bedingt Einfluss auf die Vorurteile von anderen Menschen haben. Mentor:in und Mentee können als Tandem jedoch Allianzen bilden und so einen Gegenentwurf zu Alltagsrassismus und struktureller Diskriminierung bieten. Mit unseren Praxistipps geben wir Empfehlungen, wie man trotz eigenen Gefühlen von Hilflosigkeit und Wut Mentees zur Seite stehen und eine Stütze bieten kann.

Maryam | Teilnehmende bei Sisters Network. In den Gruppen von Sisters Network treffen sich junge Frauen zwischen 15 und 24 Jahren, die für den Übergang von der Schule in eine Ausbildung Unterstützung suchen. Besonders junge geflüchtete Mädchen und Frauen nutzen Sisters Network, um sich ein eigenes Netzwerk aufzubauen.

Negative Auswirkung auf den Selbstwert der Mentees

Wenn Geflüchtete abhängig von ihrem Herkunftsland bei Aufenthaltstitel, Arbeit oder Unterkunft unterschiedlich behandelt werden, ist das in vielerlei Hinsicht problematisch. Auch deshalb, weil diese Unterscheidungen bei den Betroffenen nicht selten an frühere Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen anknüpfen. Egal ob aus Afghanistan, Ghana, der Türkei oder Eritrea – Geflüchtete aus diesen und weiteren Ländern haben während der Flucht und während ihres Aufenthalts in Deutschland häufig Ausgrenzung und Abwertung erfahren.

Ein junger Volljähriger hat mal zu mir gesagt: „Ich gucke morgens in den Spiegel und frage mich, ob ich kriminell bin.“ Weil er das ständig in den Zeitungen liest, oder hört.

Bettina Sobczak | basis & woge e.V.

Erleben Mentees, dass z.B. Geflüchteten mit ukrainischer Staatsangehörigkeit die Ankunft in Deutschland deutlich leichter gemacht wird als ihnen selbst, kann das zuvor gemachte Erfahrungen der Ausgrenzung bestätigen und verstärken. Auch wenn Mentor:innen gesellschaftliche Ungleichbehandlung nicht verhindern können, helfen sie ihren Mentees, indem sie ihnen zu Seite stehen und ihre Loyalität zeigen. Unsere Praxistipps gehen näher auf das Thema ein.

Katrin und Ayo | Tandem bei dem Patenschaftsprojekt Connect von basis & woge e.V.

Rassistische Beleidigungen

Pöbeleien auf der Straße, die sich gegen die Religionszugehörigkeit richten, Frauen, die bei der Jobbewerbung abgewiesen werden, weil sie den Hidschab tragen, Krankenpfleger:innen, die bei der Ausübung ihrer Tätigkeit mit dem N-Wort angesprochen werden – all das sind Beispiele für Rassismus, von denen Mentees und Mentor:innen in Hamburg berichten. Manchmal brechen sich Ignoranz, Ausgrenzung und Abwertung ganz offen in verbalen Anfeindungen Bahn, ein andermal erscheinen sie eher subtil als Mikroaggressionen. Beispielsweise dann, wenn der Platz im überfüllten Zug neben der als nicht-weiß gelesenen Person ohne offensichtlichen Grund frei bleibt. Diese zwischenmenschliche Ebene und häufig auch die Beiläufigkeit der Aggression unterscheidet alltäglichen Rassismus von einem Rassismus, der von politischen Parteien oder Organisationen programmatisch praktiziert wird und der sich auf theoretische Vordenker:innen beruft.

Wo finde ich Hilfe?

Unsere Praxistipps enthalten Adressen, die bei rassistischer Gewalt helfen können.

Adressen, Anregungen und Hinweise zum Umgang mit Diskriminierung und wie Patenschaftsprojekte das ehrenamtliche Engagement für alle Geflüchteten-Gruppen fördern können, finden sich in unserern Praxishilfen.

Patenschaftsprojekte und einseitige Hilfsbereitschaft

Mentor:innen sind in der Regel ehrenamtliche Helfer:innen. Patschenschaftsprojekte sind also ganz wesentlich auf zivilgesellschaftliches Engagement angewiesen. Wenn sich Anteilnahme und Engagement besonders auf eine Geflüchteten-Gruppe richtet, entstehen für Patenschaftsprojekte daraus diverse Probleme auf der Arbeitsebene.

Wenn Ehrenamtliche zunächst nur Menschen aus der Ukraine unterstützen wollen, nehmen wir dieses Engagement mit und erklären ihnen dann, dass es ja auch noch andere Menschen gibt. Damit kann man arbeiten. Wir sehen unsere Aufgabe als Patenschaftsprojekt auch darin, aufzuklären.

Bettina Sobczak | basis & woge e.V.

Wir dürfen die anderen Communities nicht aus dem Auge verlieren.

Stephanie Landa | Sisters Network

Die eigene Haltung überprüfen – auch wenn’s weh tut

Auch wenn man es wirklich nicht will: Innerhalb bestehender Patenschaften kann es passieren, dass gesellschaftlich bestehende Machtdynamiken reproduziert werden. Mentor:innen stehen vor der schwierigen Aufgabe, sich selbst und die eigenen Handlungen und Annahmen zu hinterfragen. Weil Ungleichbehandlung, Diskriminierung und Rassismus in der Gesellschaft allgegenwärtig sind, gilt es, offen darüber sprechen.

Helfen geht nicht, ohne sich zu reflektieren. Ich muss mir darüber bewusst werden, mit welchen Augen ich mein Gegenüber sehe und welche Sprache ich benutze, um das zu beschreiben, was ich mache.

Saskia Schindler | Initiative „Haltung zeigen – Vielfalt stärken“

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