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Landungsbrücken

Wenn du als Patin oder Pate ewig kämpfst, bis dein Mentee aus der Folgeunterkunft rausziehen kann und so etwas für die nächste Gruppe scheinbar viel leichter ist, na klar kommt da Unmut auf.

Elke Steinweg | Q8 Quartiere Bewegen

Ohne die Ehrenamtlichen würde es nicht klappen. Wie schon 2015 übernehmen sie heute auch wieder Aufgaben, die eigentlich staatlich organisiert sein müssten.

Katherine Braun | Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland

2015/2022: Ein Vergleich zweier Krisenjahre

Wenn außergewöhnlich viele Geflüchtete auf einmal nach Deutschland kommen, so wie 2022 durch den Krieg in der Ukraine, trifft ein großer Bedarf nach schneller Hilfe auf knappe Ressourcen. Gesetzgebung, Behörden und Zivilgesellschaft stellt das ebenso vor ein Dilemma wie auch Patenschaftskoordinator:innen und Mentor:innen. Die Patenschaftsszene fühlte sich bei vielen Probleme an das Jahr 2015 erinnert. Ein Vergleich zweier herausfordernder Jahre – und die gesellschaftliche Reaktion darauf.

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↓ Altersstruktur der Geflüchteten

↓ Herkunftsländer und rechtlicher Rahmen

↓ Patenschaften 2015 und heute

↓ Aus Erfahrungen gelernt

Neue Herausforderungen für Patenschaftsprojekte

Altersstruktur der Geflüchteten

Blickt man hinter die Zahlen, ergeben sich jedoch deutliche Unterschiede. Während der Anteil der Frauen 2015 deutlich unter jenem der Männer lag, sind ein Großteil der ukrainischen Schutzsuchenden Frauen und Kinder. Zunehmend fliehen auch alte und kranke Menschen aus der Ukraine. Vor allem die breite Altersstruktur der Geflüchteten stellt die Unterstützung in Deutschland vor besondere Herausforderungen. So werden einerseits Kita- und Schulplätze benötigt, andererseits muss auch die medizinische Versorgung und gesellschaftliche Integration älterer Menschen sichergestellt werden. Die Problematik der generationsübergreifenden Altersstruktur betrifft auch Patenschaftsprojekte, die mit ihrem Unterstützungsangebot auf die verschiedenen Bedürfnisse reagieren. Etwa dann, wenn sie sowohl Eltern als auch Kinder mit traumatischen Kriegserfahrungen begleiten.

Alterstruktur der Schutzsuchenden aus der Ukraine im Jahr 2022. Quelle: www.destatis.de

Herkunftsländer von Schutzsuchenden im Jahr 2022. Quelle: www.destatis.de

Herkunftsländer und rechtlicher Rahmen

Aktuell regelt §24 AufenthG die bevorzugte Behandlung von aus der Ukraine geflüchteten Menschen. Auch während der Fluchtbewegungen 2015/2016 entschied das Herkunftsland über Aufenthaltsbedingungen und Unterstützungsleistungen. So hatte Deutschland 2013 ein humanitäres Aufnahmeprogramm für Menschen aus Syrien eingerichtet, die vor dem Bürgerkrieg in ihrem Heimatland flüchten mussten. Es ermöglichte bis 2015 rund 20.000 Syrer:innen, legal nach Deutschland einzureisen. Nach dem Ende des deutschlandweiten Aufnahmeprogramms hat Hamburg ein Landesaufnahmeprogramm eingeführt, das Syrer:innen derzeit im Rahmen des Familiennachzugs den Aufenthalt ermöglicht. Auch für Menschen, die aus Afghanistan fliehen, gibt es ein Aufnahmeprogramm auf Bundesebene – jedoch erst seit Oktober 2022. Schon 2015 konnten also Geflüchtete eines bestimmten Herkunftslandes – Syrien – legal einreisen, während dieser Weg Schutzsuchenden aus anderen Ländern nicht offenstand.

Patenschaften damals und heute

Wie schon infolge der Fluchtbewegungen 2015/2016 gab es auch 2022 in den ersten Monaten nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine eine starke öffentliche Anteilnahme am Schicksal der Geflüchteten. So war die spontane Bereitschaft neuer Ehrenamtlicher, sich als Mentor:in einzubringen, sehr hoch. Hinzu kam die Bereitschaft von Privatpersonen, Geflüchtete bei sich zuhause aufzunehmen, was vor sieben Jahren noch kaum der Fall war. So sind nach Mitteilung der Stabsstelle Flüchtlinge und übergreifende Aufgaben (SFA) mit Stand Februar 2023 in Hamburg mittlerweile mehr als 18.000 Menschen in privatem Wohnraum registriert worden.

Das Interesse für die Unterstützung der Ukrainer hat viel schneller nachgelassen als das öffentliche Engagement in den Jahren 2015 und 2016. Wir haben nur noch wenig Zulauf an interessierten Ehrenamtlichen.

Elke Steinweg | Q8 Quartiere Bewegen

Ali und sein ehemaliger Mentor Axel haben sich 2015 im Rahmen einer Patenschaft kennengelernt. Mittlerweile begleiten sie gemeinsam einen jungen Mann aus Afghanistan.

Patenschaftsprojekte profitieren heute von den Erfahrung von damals

Viele Patenschaftsprojekte, die sich an Geflüchtete richten, sind 2015/2016 entstanden. Deshalb profitieren sie besonders von den Erfahrungen aus diesen Jahren und der folgenden Zeit. Etwa dann, wenn sich ehemalige Mentor:innen und Mentees nun wieder zusammentun, um gemeinsam eine Patenschaft mit einem neuen Mentee einzugehen. Andererseits haben viele einstige Mentor:innen und ehemalige Mentees, die sich jetzt wieder bzw. selber engagieren, bereits erfahren, welche Problematik Ungleichbehandlung Geflüchteter mit sich bringt und sprechen das verstärkt an. Denn in der aktuellen Lage hängt es in vielen Fällen wieder von der Staatsangehörigkeit ab, welche Unterstützung geflüchtete Menschen in Deutschland erhalten können.

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