Vielen Jugendlichen fehlt es an einer individuellen Unterstützung bei der Berufsorientierung. Die 14 Jobcoaches in Schnelsen beraten ehrenamtlich SchülerInnen der 8., 9. und 10. Klassen der Julius-Leber-Stadtteilschule im Übergang. In Einzelgesprächen und Workshops oder beim Azubi-Speed-Dating unterstützen sie die Jugendlichen von der ersten Orientierung bis zum Praktikums- oder Ausbildungsvertrag. Sie recherchieren mit ihnen im Internet, formulieren gemeinsam Anschreiben und Lebensläufe und motivieren sie immer wieder in dem oft mit Zweifel belasteten Bewerbungsprozess.
Im Kinder- und Familienzentrum in Schnelsen beraten sie darüber hinaus Jugendliche, die die Schule bereits verlassen, aber noch keinen direkten Anschluss gefunden haben.
Dadurch, dass es verbindliche Absprachen und wöchentliche Arbeitsaufträge gab, war die Motivation, sich intensiv mit der Praktikumssuche zu beschäftigen, größer.
Pierre, 9. Klasse
Gefördert durch
Mit zunehmender Verdichtung in einer wachsenden Großstadt fehlt immer mehr Kindern und Jugendlichen der Zugang zur Natur. Zurück zur Natur heißt es beim „Bachpatenprojekt“ der Grundschule Langbargheide in Lurup. 160 Schüler:innen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den in den 1970er Jahren begradigten Fangdieckgraben zu renaturieren. Einmal wöchentlich steht Bachpflege auf dem Stundenplan. Ein Umweltpädagoge zeigt den Kindern, wie sie aus Kies und Steinen Strömungslenker bauen, Totholz ins Bachbett integrieren und das Ufer neu bepflanzen können.
Um den Erfolg ihrer Arbeit zu überprüfen, fischen die Kinder mit Keschern und inspizieren ihren Fang durch ein Lupenglas. Der direkte Unterricht in der Natur stößt ein ganzheitliches Lernen an.
Wir haben viele Eltern, die Angst haben, ihre Kinder könnten sich schmutzig machen oder bei Regen erkälten. Sie erlebten die große Freude der Kinder beim Arbeiten in der Natur. Die Kinder waren stolz, ihren Eltern den Bach zeigen zu können.
Susanne Matzen-Krüger, Lehrerin
Viele Familien mit Migrationshintergrund fühlen sich in ihrer Nachbarschaft isoliert und wissen wenig über Hilfsstrukturen und -angebote. Die „Inselmütter Wilhelmsburg/Veddel“ unterstützen ehrenamtlich. Sie beraten eingewanderte Familien und vermitteln kompetent weiter, wenn mehr Hilfe angezeigt ist.
Von der Elternschule Wilhelmsburg geschult und fachlich begleitet, haben die Inselmütter mit türkischen, arabischen, russischen und polnischen Wurzeln einen guten Zugang zu den Familien ihrer Communities.
Sie bieten den Müttern ein Forum, um ihre Familiensorgen zu besprechen, helfen ganz konkret bei Anträgen, ermutigen zum Kita-Besuch der Kinder, informieren über Deutschkurse und begleiten die Frauen zu Ärzten oder Ämtern.
Ich habe Menschen mit sehr vielen Problemen kennengelernt und finde es erschreckend, wie schlecht es ihnen geht. Mit meinem Wissen kann ich helfen oder, wenn ich nicht weiterweiß, sie an Fachleute weitervermitteln.
Sabriye Alacam, Inselmutter
Jugendliche ohne Schulabschluss haben es auf dem Ausbildungsmarkt besonders schwer. Studierende der pädagogischen Fächer unterstützen Jugendliche, bei denen sich bereits Ende der 7. Klasse abzeichnet, dass sie womöglich keinen Schulabschluss schaffen werden. Dabei lernen nicht nur die jährlich 180 Schüler:innen, die das Projekt erreicht, sondern auch die Studierenden. An jeder Kooperationsschule begleiten vier besonders geschulte Coaches eine Lerngruppe von 15 Schüler:innen zwei Jahre lang. In wöchentlich stattfindenden Terminen bieten sie Kleingruppen-Coachings, Sprachförderung und individuelle Unterstützung bei Problemen an, sie geben aber auch fachliche Nachhilfe in den Hauptfächern. Die Schule begleitet und unterstützt den Prozess.
Ich war schockiert, wie hoffnungslos diese erst 14-jährigen Kids waren und wie weit fachlich abgeschlagen. Umso mehr freue ich mich heute, dass fast alle nicht nur den ESA* geschafft, sondern eine Perspektive entwickelt haben und ein vorerst realistisches Ziel verfolgen.
Niklas, Coach Stadtteilschule Wilhelmsburg
Insbesondere für geflüchtete Jugendliche ist die Fachsprache in der Ausbildung eine große Herausforderung. In den Werkstätten der ajw bekommen Jugendliche eine Chance, die es aus den unterschiedlichsten Gründen auf dem normalen Ausbildungsmarkt besonders schwer haben.
Aktuell sind auch 20 Geflüchtete im Alter von 17 bis 26 Jahren bei der ajw. In dem Projekt „Beruf und Sprache“ erhalten sie zwei Tage die Woche in kleinen Gruppen Deutschunterricht. An den anderen drei Tagen machen sie in den Werkstätten eine handwerkliche Ausbildung oder nehmen an einem Berufsvorbereitungsprogramm teil.
Ein wichtiger Bestandteil dabei ist die Gruppenbildung, die durch gemeinsame Mahlzeiten und Freizeitaktivitäten gestärkt wird und in der die Jugendlichen individuelle Zukunftsperspektiven entwickeln. Hier wird nicht gelacht, wenn der eine kaum lesen und der andere kaum schreiben kann. Ganz im Gegenteil.
Schüler:innen gehen an die Tafel und sagen, ich mach jetzt einfach mal. Es ist ein gemeinsames Arbeiten mit den individuellen Problemen.
Britta Gehle, Anleiterin Berufsvorbereitung der ajw
Lernen durch Engagement, auch Service-Learning genannt, bietet Raum für individuelles Lernen, Mitbestimmung, Lebensweltbezug und Handlungsorientierung. Es ermöglicht entdeckendes und forschendes Lernen und öffnet die Schultore für das Lernen an außerschulischen Orten.
Für Schüler:innen wurde festgestellt:
1Gut zusammengefasst in Anne Sliwka, Susanne Frank: Verantwortung lernen in Schule und Gemeinde, Weinheim Basel 2004, S. 16, Anne Seifert, Sandra Zentner, Franzika Nagy: Praxisbuch Service-Learning, 2. Aufl. 2019, S. 15 f. Ausführlicher Heinz Reinders: Service-Learning – Theoretische Überlegungen und empirische Studien zu Lernen-durch-Engagement, Weinheim Basel 2016, S. 49, 53-63.
Kinder und Jugendliche erleben, dass sie Einfluss auf gesellschaftliche Probleme nehmen können. Das macht selbstbewusst und stärkt demokratische Kompetenzen.
Die Verbindung des Lernstoffs mit Erlebnis und Emotion sowie die gezielte Reflexion des Erlebten verankern Gelerntes nachhaltiger in den Köpfen.
Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich Kernkompetenzen im Projektmanagement und tragen altersadäquat Verantwortung für ihr Projekt.
Der Lernstoff erhält durch das Engagement unmittelbar und konkret Anlass und Sinn.
Mitbestimmung schafft Identifikation, Lernen durch Engagement gibt viel Raum dafür.
Durch ihre Projekte lernen Kinder und Jugendliche neue Perspektiven, Menschen, Lebenswelten und Berufsbilder kennen.
Insbesondere US-amerikanische Begleitforschung hat mittlerweile über viele Jahrzehnte herausgearbeitet, dass es bestimmte Grundvoraussetzungen gibt, damit Lernen-durch-Engagement seine Wirkung entfalten kann. Es sind vor allem 5 Qualitätskriterien, die dafür sorgen, dass das Service-Learning gelingt.
1
Lernen durch Engagement ist Demokratie-Lernen und lebt von der Mitbestimmung. Schüler:innen entwickeln im Rahmen des Unterrichts ihre eigenen Engagementideen und werden darin unterstützt, Projektideen weitgehend eigenständig umzusetzen.
2
Service-Learning ist handlungsorientierter Unterricht, zumeist in Kooperation mit außerschulischen Partner:innen. Das Engagement steht in Zusammenhang mit den Bildungsplänen. Der Transfer von Schulwissen in Engagement (und zurück) macht Wissen flexibel, schafft emotionale Bezüge und vertieft das Lernen.
3
Das Engagement befasst sich mit realen Herausforderungen. Kinder und Jugendliche entwickeln in Unterricht und Engagement echte Lösungen. So können sie sich und ihr Handeln als wirksam erleben.
4
Herausfordernde und vielgestaltige Reflexionen greifen fachliche, organisatorische und emotionale Aspekte des Engagements auf und machen aus Recherchen und Erlebnissen reflektierte Lernerfahrungen – vor, während und nach dem Engagement.
5
Die Öffnung von Schule nach außen verdeutlicht zum einen die unmittelbare Praxisrelevanz der Lerninhalten und stellt damit auch eine Anbindung an die Lebenswelten der Schüler:innen her, zum anderen ermöglicht sie das Entdecken neuer Lernorte, Lebensweisen und Perspektiven. Die Schüler:innen setzen sich mit authentischen Situationen und Bedürfnissen auseinander, sie reden, planen und kooperieren mit Menschen unterschiedlicher Lebens- und Erfahrungshintergründe. Das bietet wertvolle Lerngelegenheiten und baut gesellschaftliche Brücken.
Den organisatorischen Rahmen findet Lernen durch Engagement
Manche Lernen durch Engagement-Einheiten laufen über ein Schulquartal, andere über ein ganzes Schuljahr. Wo genau das Service-Learning in Ihrer Schule und in Ihrem Unterricht andocken kann, dazu beraten wir Sie gern.
79% | der befragten Schüler:innen gaben an, ihnen habe das Lernen durch Engagement gut bis sehr gut gefallen.
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93% | der Schüler:innen sind überzeugt, mit ihren Projekten etwas Gutes bewirkt zu haben.
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96% | der Schüler:innen sahen sich maßgeblich an der Ideenfindung für die Projekte beteiligt.
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94% | der Schüler:innen fühlten sich mit ihren Vorschlägen zum Projekt ernst genommen.
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69% | der Schüler:innen, die nicht so gerne zur Schule gehen, haben gerne am Lernen durch Engagement teilgenommen. Die sogenannten Schulmüden machten fast die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen aus.
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„Die Veränderungen bei den Kindern kann man ablesen: Sie gehen offener mit Situationen um, sie haben ein gewisses Selbstbewusstsein, um Menschen anzusprechen. Sie fordern ihre Rechte ein und denken über Dinge wirklich nach. Sie möchten einfach gerne mitwirken.“
Thorsten Bräuer, Schulleitung Grundschule Arnkielstraße
„Unser Projekt mit Hanseatic Help hat gut geklappt und jetzt wissen auch ein paar Leute mehr, was es eigentlich bedeutet, ein Flüchtling zu sein, und dass sie ein sehr schweres Leben hatten und vielleicht auch noch haben.“
Saoura, Bonifatius Schule Wilhelmsburg, Jg. 3
„Auf jeden Fall ist unsere Teamfähigkeit sehr gewachsen, auch das Vertrauen untereinander.“
Marvin, Wichern Schule, Mitbestimmer-Kurs Jg. 10 auf der [’You:sful]-Tagung
„Mir hat gefallen, dass man viele neue Kompetenzen gelernt hat, die man auch als Erwachsener braucht und die man in der Schule eher nicht lernt. Dazu gehören Fähigkeiten, wie Übernehmen von Verantwortung, Kommunikation mit fremden Menschen und Planung
und Organisation.“Kommentar aus der Schüler:innen-Evaulation 23/24
„Ich bin stolz, dass wir es geschafft haben, viele Menschen glücklich zu machen in verschiedenen Projekten: Bei den Obdachlosen, dass sie es warm haben, bei den Tieren, dass sie ein Zuhause haben und bei den älteren Leuten, dass sie etwas mit Kindern machen konnten.“
Rahim, Stadtteilschule Kirchwerder, Jg. 9, [’You:sful]-Tagung
Lernen durch Engagement –
Ein Film von Leonie Schäfer und Paul Spengemann
Junge Kinder haben keine Projektideen? Die Schüler der Grundschule Arnkielstraße zeigen, dass Lernen durch Engagement auch in der Grundschule klappt.
Lernen durch Engagement verbindet den Unterricht mit einem dazu passenden gemeinnützigen Engagement der Schüler:innen. In Hamburg engagieren sich so jedes Jahr über 1.500 Kinder und Jugendliche für ihren Stadtteil, für soziale Einrichtungen oder die Umwelt. Sie vertiefen mit ihrem Engagement Themen wie „Kommunalpolitik“, „Soziale Frage und Sozialstaat“, „Klimawandel“ oder „Artenschutz“ und sie sammeln erste Erfahrungen in der Zivilgesellschaft. [’You:sful] unterstützt Schulen darin, diese Lehr- und Lernform umzusetzen.
Wenn Jugendliche der 8c beim Obdachlosenfrühstück helfen, dann helfen sie nicht nur, Not abzuwenden, sie setzen sich auch mit dem Unterrichtsthema „Soziale Frage und Sozialstaat“ auseinander. Lernen durch Engagement verwandelt Lernstoff in Erfahrung und Erfahrung in reflektiertes Wissen.
Sie möchten Lernen durch Engagement näher kennenlernen und sich ein eigenes Bild machen? Wir bieten auch Schulen, die (noch) nicht zu unserem Netzwerk gehören, viel Praxiseinblick, Beratung und erste orientierende Workshops an. Alle unsere Fortbildungen und Beratungen sind kostenfrei.
Lernen durch Engagement hat viele Gesichter: Schüler:innen engagieren sich ökologisch, sozial und politisch, im Regelunterricht, in Profilen oder Wahlpflichtkursen, von der Grundschule bis zur Oberstufe. Hier finden Schüler:innen 15 Projektideen, zum Nach- und Bessermachen. Umwandlungen und Neuerfindungen sind ausdrücklich erwünscht.
Das [’You:sful]-Netzwerk bietet vertiefende Workshops, Projektmittel und Beratung für Lehrpersonen und junge Engagierte, Aufmerksamkeit und Wertschätzung für gute Ideen und Evaluationen für die Unterrichtsentwicklung. Gemeinsam mit den Schulen im Netzwerk und den fachlichen Partnern, der Stiftung Lernen durch Engagement und dem Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung sorgen wir für Qualität und Weiterentwicklung im Service-Learning.
Programmleitung [′You:sful]
Tel: +49 40 87 88 969 66
heike.schmidt@buergerstiftung-hamburg.de
Programmmanagerin [′You:sful]
Tel: +49 40 87 88 969 605
hannah.siems@buergerstiftung-hamburg.de
Programmmanagerin [′You:sful]
Tel: +49 40 87 88 969 77
Mobil: +49 159 061 872 63
janina.rennholz@buergerstiftung-hamburg.de
Schule, Ausbildung und Alltag sind manchmal grau und eintönig sein. Eigene Musik aufnehmen zu können und die eigene Kreativität als Möglichkeit zur Selbstverwirklichung einzusetzen, schafft einen Ausgleich, stärkt das Selbstbewusstsein und wirkt sich gewaltpräventiv aus. Blechbeat Studioworks, das Tonstudio des Jugendclubs Blechkiste in Harburgs Süden, bietet über 500 Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren das ganze Jahr über die Möglichkeit, eigene Songs zu produzieren.
Im Workshop „Recording“ arbeiten die Nachwuchsrapper:innen in Kleingruppen an ihren Songs, im Workshop „Producing“ bringt ein Tontechniker den Jugendlichen den Umgang mit dem Aufnahmeequipment bei: komponieren, aufnehmen, abmischen. Die Blechkiste bietet außerdem Raum für spontane Liveauftritte.
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Schwimmen zu können, kann (über)lebenswichtig sein. Rund 60 Prozent der Zehnjährigen sind jedoch keine sicheren Schwimmer. Das ergab eine Studie der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Vielen Schüler:innen in Hamburg reicht ein halbes Jahr Schwimmunterricht in der vierten Klasse nicht, um sich sicher im Wasser bewegen zu können. Aus diesem Grund hat die „Elterninitiative LuFisch“ (Luruper Förderverein Integration durch Schwimmen) das Lehrschwimmbecken im Swattenweg 10 übernommen, das sonst geschlossen worden wäre.
Hier können sich Kinder zwischen fünf und 14 Jahren – deren Eltern sich Vereinsbeiträge nicht leisten können oder die aufgrund einer Behinderung von Schwimmvereinen nicht aufgenommen werden – spielerisch mit dem Element Wasser vertraut machen. Danach erlernen sie Schwimmtechniken, die es ihnen ermöglichen, sich selbstständig über Wasser zu halten. So können sie für das Seepferdchen-Abzeichen trainieren und später vielleicht sogar noch die Bronze-Prüfung (Freischwimmer) schaffen.
Wasser ist ein freundliches Element für den, der damit bekannt ist und damit umzugehen weiß.
Johann Wolfgang von Goethe